ALSBACH BIS LORSCH
Auf dieser Seite wollen wir einige Hinweise auf Gedenkstätten in unserer Umgebung geben:
- Alsbacher Judenfriedhof
- Benno-Elkan-Allee
- Gedenkstätte in Alsbach
- Gedenktafel im Zwingenberger Rathaushof
- Stolpersteine in Zwingenberg
- Stolperschwelle vor der ehemaligen Synagoge
- KZ-Außenlager Bensheim-Auerbach
- Gräber von Zwangsarbeitern am Auerbacher Friedhof
- Griechische Zwangsarbeiter in Bensheim-Auerbach
- Reichenbach: Denkmal für Max Liebster
- Stolpersteine in Bensheim
- Bensheimer "Stolperstein"
- Gedenkstätte an der ehemaligen Synagoge in Bensheim
- Ermordung von drei jungen Soldaten am Bensheimer Wasserwerk
- Die Nazimorde am Bensheimer Kirchberg
- Heinrich Kollerer
- Ehemalige hessische Gestapozentrale in Bensheim
- Jakob Kindinger
- Massengrab sowjetischer Kriegsgefangener auf dem Auerbacher Soldatenfriedhof
- Ermordung des Zwangsarbeiters Jan Rogacki
- Martin-Buber-Haus in Heppenheim
- Ehemalige Synagoge in Heppenheim
- Stadthaus Heppenheim
- KZ-Außenlager Heppenheim
- Erinnerungsstätte Tonwerk Heppenheim
- Vitos-Klinik: Gedenken an "Euthanasie"-Opfer
- Gedenktafel in Lorsch
- Gedenkstätte KZ Osthofen
Alsbacher Judenfriedhof
Der Alsbacher Judenfriedhof ist der größte erhaltene jüdische Landfriedhof Hessens. Er ist verbürgt seit dem Jahr 1616 und diente mehr als 2000 Juden aus 32 Ortschaften der näheren und weiteren Umgebung als zentrale Beerdigungsstätte. Da jüdische Gräber nach jüdischer Sitte nicht erneut belegt werden dürfen, sind diese Grabstätten mit ihren zum Teil uralten Grabsteinen wie ein offenes Geschichtsbuch. Bemerkenswert ist der Gedenkstein für den berühmten Rabbi Samuel Bacharach aus Worms, der 1615 in Gernsheim und dann auf dem Alsbacher Judenfriedhof beerdigt wurde. Seitdem war es für jeden frommen Juden eine Ehre, selber in der Nähe dieses großen Rabbis beerdigt zu werden.
Als orthodoxer Friedhof zeigen die Grabmale – mit sehr wenigen Ausnahmen – keine Schmuckelemente. Grabsteine mit dem Symbol der segnenden Händen weisen die Beerdigten als Anhänger der Kohanim aus (verantwortlich für die Opferdarbringung im Tempel und den Priestersegen); den Kohanim war das Betreten des Friedhofs aus religiösen Gründen nicht erlaubt - sie konnten aber die Beerdigung ihrer Angehöriger von außerhalb der Friedhofsmauer - auf Trittsteinen stehend - verfolgen. Das Symbol der Kanne schmückt die Grabsteine der Leviten (verantwortlich für die kultische Reinheit im Tempel). Einige Grabsteine zeigen das Symbol der zionistischen Bewegung im ausgehenden 19. Jahrhundert – den Davidstern. Weitere Grabsteine erinnern an deutsche Soldaten jüdischen Glaubens, die im ersten Weltkrieg - zum Teil hochdekoriert - "für Volk und Vaterland" ihr Leben gaben.
Zur Erinnerung an die Friedhofsschändung während der Reichspogromnacht 1938 durch die Nationalsozialisten ist eine Gedenktafel an der Innenmauer zur B3 hin angebracht. Der Bensheimer Bankier Julius Bauer, der nach seiner Verhaftung in der Reichspogromnacht im November 1938 starb, und seine Frau Hedwig, die sich im Februar 1939 das Leben nahm, zählen zu den letzten auf dem Alsbacher Friedhof beerdigten Juden.
Weitere Informationen finden Sie in unserer Broschüre "Beth Olam - Haus der Ewigkeit / Gang über den jüdischen Friedhof in Alsbach an der Bergstraße".
Unser Verein bietet Führungen über den Alsbacher Judenfriedhof an - bei Interesse nehmen Sie bitte Kontakt zu uns auf.
Benno-Elkan-Allee
Von 1911 bis 1919 lebte der bedeutende jüdische Künstler Benno Elkan (1877-1960) mit seiner Familie in Alsbach. Nach seinem Umzug nach Frankfurt/Main flüchtet er 1934 nach London, 1939 wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Weltbekannt wird Elkan mit seinem Spätwerk, der Großen Menorah, die heute vor der Knesset in Jerusalem steht. Sie ist eine Gabe Großbritanniens an den jungen Staat Israel – mit 29 Halbreliefs erzählt die Große Menorah die Glaubensgeschichte des jüdischen Volkes.
Im Oktober 2012 wurde in Alsbach die „Benno-Elkan-Allee“ (Teilstück der L3112 zwischen den Kreiseln) eingeweiht.
Gedenkstätte in Alsbach
Am Alsbacher Bürgerhaus wurde die ursprüngliche, allgemein gehaltene Gedenkstätte (erstellt vom Darmstädter Bildhauer Gotthelf Schlotter im März 1991) mit einer Namenstafel für die ehemaligen Juden aus Alsbach und Hähnlein ergänzt. Eine dritte Tafel trägt den Text: "Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind (Spr. 31, V. 8). - Dem Andenken der jüdischen Nachbarn, die durch den Nationalsozialismus 1933 - 1945 in Alsbach und Hähnlein gelebt und gelitten haben."
Gedenktafel im Zwingenberger Rathaushof
Im Dezember 1984 wurde die Gedenktafel für die Opfer des Nationalsozialismus in Zwingenberg - ein Entwurf des Mannheimer Professors Kieselbach, eingeweiht. Der Text der Tafel: "Die Bürger der Stadt Zwingenberg gedenken der Verfolgung ihrer jüdischen Mitbürger und derer, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft diskriminiert, verfolgt und ermorden wurden."
Am 7. Mai 2006 wurde diese Tafel um eine weitere Tafel ergänzt, die folgenden Text und die Namen der Zwingenberger NS-Opfer enthält:
WIR ERINNERN UNS AN
Johanna Abraham
Clara David
Sally David
Hugo Fuchs
Richard Fuchs
Hans Gärtner
Clara Gutmann
Franziska Mainzer
Martha Schack
Moritz Schack
Clothilde Wachenheimer
Zodik Wachenheimer
Amanda Wolf
Arnold Wolf
Sally Wolf
Clara Wolf
Jakob Wolf
IN DEN TOD GETRIEBEN, IM EXIL GELITTEN UND GESTORBEN, IN KONZENTRATIONSLAGER DEPORTIERT UND DORT UM IHR LEBEN GEBRACHT
Eine dritte Tafel mahnt "Nie wieder".
Weitere Informationen finden Sie auf der Seite "NEUE NAMENSTAFEL"
Stolpersteine in Zwingenberg
Am 3. Juli 2012 verlegte Gunter Demnig im Auftrag der Stadt Zwingenberg 11 Stolpersteine an 5 Plätzen. Weitere Informationen und Bilder der Verlegung finden Sie hier.
Stolperschwelle vor der ehemaligen Synagoge
Vor der ehemaligen zweiten Synagoge Zwingenbergs verlegte Gunter Demnig am 14. November 2022 eine Stolperschwelle mit dem Text "Hier 1903 erbaut - Die Synagoge der jüdischen Gemeinde Zwingenberg - 10. November 1938 geschändet - 1938/1939 verkauft". mehr
KZ-Außenlager Bensheim-Auerbach
Im August/September 1944 wurde das Außenlager Bensheim-Auerbach des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof (Elsaß) kurz vor Hochstädten eingerichtet, Griechische Zwangsarbeiter hatten eine unterirdische Höhle des Marmorbergwerks ausbauen müssen, in dem französische, tschechische und deutsche KZ-Gefangene für den aus Darmstadt hierher verlegten Rüstungsbetrieb Dr. Hans Heymann tagtäglich arbeiten mussten. Wegen seiner guten Kontakte zum SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt in Berlin hatte sich Heymann qualifizierte Häftlinge im KZ Buchenwald aussuchen können. Man kann heute noch die planierte Fläche oberhalb des Bergwerks sehen, auf der die Baracke der Häftlinge stand. Nach Unterlagen des KZ Natzweiler waren Anfang Oktober 1944 29 KZ-Häftlinge inhaftiert. Im März 1945 wurde das Außenlager aufgelöst und die Gefangenen – es waren jetzt 75 – zusammen mit den Häftlingen des KZ Außenlagers Heppenheim ins KZ Dachau verschleppt. Nach Zwangsarbeit auf dem Flugplatz München-Riem – die Gefangenen mussten unter Beschuss der Alliierten die Startbahn ausbessern – wurden die KZ-Häftlinge schließlich durch die Amerikaner in Oberbayern befreit. Außerhalb des Auerbacher Friedhofs sind die Gräber von 22 KZ-Gefangenen und griechischen Zwangsarbeiter.
2020 wurde der Eingang zum Marmorbergwerk - er befindet sich hinter dem "Hochstädter Haus", Josef-Sartorius Str. 1 - neu gestaltet und daneben eine Informationstafel aufgestellt.
Gräber von Zwangsarbeitern am Auerbacher Friedhof
Außerhalb des Auerbacher Friedhofs befinden sich neben dem nordöstlichen Ausgang die Gräber von 22 NS-Opfern. Diese Opfer stammen zum einen aus dem Außenlager Bensheim-Auerbach des KZ Natzweiler-Struthof (Elsass). Sie mussten in dem Rüstungsbetrieb des Dr. Hans Heymann arbeiten, der nach der Bombardierung Darmstadts in das Marmorbergwerk bei Hochstädten verlegt worden war. Zum anderen sind hier griechische Zwangarbeiter beerdigt, die die unterirdische Produktionsstätte für den Rüstungsbetrieb Heymann unter unmenschlichen Bedingungen ausbauen mussten.
Griechische Zwangsarbeiter in Bensheim-Auerbach
Im August 1944 wurden 129 Griechen aus ihrer Heimat nach Bensheim verschleppt und in einer zugigen Holzbaracke, der ehemaligen Obst-Markthalle, auf dem Gelände der heutigen Firma Sanner in Auerbach untergebracht. Licht war nicht vorhanden, das Nachtlager bestand aus einer dünnen Lage Stroh, nur wenige besaßen eine Decke. Von dort mussten sie jeden Tag – auch sonntags - zum Marmorbergwerk kurz vor Hochstädten marschieren, um hier eine unterirdische Halle für die geplante Rüstungsproduktion der Darmstädter Firma Hans Heymann auszubauen. Diese Produktionsstätte wurde dann als Außenlager Bensheim-Auerbach des KZ Natzweiler-Struthof im Elsass betrieben.
Die extreme Härte der Zwangsarbeit, die Kälte (sie trugen nur ihre Sommer-Bekleidung aus der Zeit ihrer Gefangennahme, viele hatten keine Schuhe und Strümpfe), die mangelhafte Ernährung, dazu kamen Läuse – all dies führte zur Auszehrung und Krankheit der Gefangenen. Hinzu kamen brutale Misshandlungen und Bedrohungen durch das Wachpersonal. Ein Gefangener wurde auf der Suche nach etwa Brot von einem Wachmann erschossen. Siebzehn Griechen kamen ums Leben, die meisten verhungerten – drei wurden ermordet.
Einige der toten Griechen liegen außerhalb des Auerbacher Friedhofs zusammen mit den umgekommenen KZ-Insassen und auf dem Bensheimer Friedhof Mitte begraben.
weitere Informationen: Johannes Krämer:"...und dass wir acht geben auf die nächste Generation. Geschichte der griechischen Zwangsarbeiter in Bensheim-Auerbach in Interviews, Archivdokumenten und Zeitungsartikeln"
Reichenbach: Denkmal für Max Liebster
Im Juni 2013 wurde in Reichenbach am Anfang der Knodener Straße ein Denkmal für Max Liebster errichtet (geboren 1915 in Reichenbach). Als Jude wurde er von den Nationalsozialisten in fünf Konzentrationslager verschleppt (Sachsenhausen, Neuengamme, Auschwitz-Birkenau, Auschwitz-Buna und Buchenwald). Im KZ Sachsenhausen traf er seinen Vater, den er nach dessen Tod auf den Schultern ins Krematorium trug. In der Haft lernte er Zeugen Jehovas kennen, deren konsequentes, standhaftes Verhalten den Nationalsozialisten gegenüber ihn beeindruckten und prägten. Bis zu seinem Tod im Mai 2008 berichtet er auf vielen Reisen von seinen Erlebnissen in der NS-Zeit, klärt über den Holocaust auf. 2004 wird er zum Ehrenbürger von Reichenbach ernannt.
Stolpersteine in Bensheim
Am 31. Mai 2011 wurden in Bensheim-Mitte und Bensheim-Auerbach die ersten Stolpersteine für die jüdischen Opfer der NS-Zeit durch den Aktionskünstler Gunter Demnig gesetzt. Begonnen wurde am Rodensteiner Hof, Darmstädter Straße 5, dem letzten frei gewählten Wohnsitz von Hedwig und Julius Bauer.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Weitere Stolpersteine finden sich mittlerweile in vielen Städten und Gemeinden in unserer Umgebung, beispielsweise in Pfungstadt, Seeheim-Jugenheim, Alsbach, Heppenheim und Lorsch.
Bensheimer "Stolperstein"
Am 8. Mai 1995 wurde in Bensheim an der Nordseite der Faktorei das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus eingeweiht. Die Bronzeplastik war von dem Mannheimer Bildhauer Rainer Negrelli geschaffen worden. Sein Entwurf eines im Boden versinkenden oder aus dem Boden herausbrechenden langgestreckten Keils interpretierte der Künstler als oberste Kante eines Hakenkreuz-Balkens. Auf einer neben der Bronzeplastik verlegten Platte ist folgender Text eingelassen:
"Auch in Bensheim wurden in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur Verbrechen gegen die Menschheit begangen. Auch in dieser Stadt wurden Menschen schuldig, gab es Opfer und Täter. Auch in unserer Mitte wurden Menschen wegen ihrer Abstammung und Herkunft, wegen ihrer religiösen, weltanschaulichen oder politischen Überzeugung und Bekenntnisse verfolgt, gefoltert, ermordet. Die Erinnerung daran mahnt und verpflichtet uns, jederzeit für Demokratie, für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit einzutreten."
Gedenkstätte an der ehemaligen Synagoge Bensheim
Am 2. Mai 2000 wurde ein neues Mahnmal am Platz der ehemaligen Bensheimer Synagoge eingeweiht – zuvor erinnerte dort seit 1971 eine unauffällige Gedenktafel an die frühere Synagoge. An Einfachheit und Klarheit ist das neue Erinnerungswerk der Frankfurter Architekten Wolfgang Lorch und Nikolaus Hirsch kaum zu übertreffen: Das würfelförmige Mahnmal erinnert an einen Diabetrachter mit zwei, von innen beleuchteten Ansichten der Bensheimer Synagoge – auf der einen Seite die Ansicht des ursprünglichen Gebäudes, auf der anderen Seite das Bild während des Abrisses nach der Pogromnacht November 1938. Dem Betrachter – auch aus dem Auto heraus die Nibelungenstraße entlang fahrend – wird somit das „Vorher“ und „Nachher“ vor Augen geführt.
Leider sind zur Zeit die beiden Ansichten der Bensheimer Synagoge in der Gedenkstätte durch Fremdeinwirkung stark beschädigt – tiefe Risse ziehen sich durch die Glasscheiben mit den eindrucksvollen Bildern.
Ermordung von drei jungen Soldaten
Am 23. März 1945 wurden am alten Bensheimer Wasserwerk drei junge Soldaten hingerichtet – am gleichen Tag waren sie von dem berüchtigten „Fliegenden Standgericht“ Helm wegen angeblicher Fahnenflucht zum Tode verurteilt worden.
Leider kennt man nur von einem der Getöteten den Namen: Hans Richard Fuchs aus Ludwigshafen.
Weitere Informationen zu dem Hitlerjungen Fuchs, dem "Fliegenden Standgericht" Helm und zur Aburteilung und Hinrichtung der drei Soldaten, den weiteren Verbrechen des Standgerichts und den Prozessen gegen Vertreter des Standgerichts nach 1945 finden Sie hier.
Die Nazimorde am Bensheimer Kirchberg
Am 24. März 1945 - drei Tage vor der Befreiung von Bensheim durch die Amerikaner - wurden am Kirchberg 12 Menschen von der Gestapo erschossen. Die Ermordeten waren Rosa Bertram, Erich Salomon und Walter Hangen aus Worms, Lina Bechstein aus Kriegsheim, Gretel Maraldo aus Offenbach, Jakob Gramlich aus Bonsweiher, die beiden Franzosen Eugene Dumas und Lothaire Delaunay, der Niederländer Frederik Roolker sowie drei weitere nicht identifizierbare Personen. Der Pole Johann Goral überlebte schwerverletzt die Erschießung. In ihrem Buch "Drei Tage fehlten zur Freiheit - Die Nazimorde am Kirchberg Bensheim - März 1945" berichten die Autoren Dr. Fritz Kilthau und Dr. Peter Krämer über das Geschehen, über die Opfer und die Täter (Details zum Buch).
Den Gedenkstein am Ort der Erschießung erreicht man vom Brunnenweg kommend auf einem schmalen steilen Pfad zum Kirchberg hinauf. Weitere Informationen, u.a. auch über den Gedenkgang im März 2015 vom ehemaligen Gefängnis zur Hinrichtungsstätte, finden Sie auch unter https://kirchbergmorde.wordpress.com/tag/kirchbergmorde/.
Einige der Ermordeten sind auf dem Bensheimer Friedhof Mitte beerdigt.
Heinrich Kollerer
Der 32-Jährige Bensheimer Heinrich Kollerer - nach schwerer Verwundung in Stalingrad und Lazarettaufenthalt in Leimen zur ambulanten Behandlung in seiner Heimatstadt - wurde von einem Nachbarn bei der Gestapo denunziert, nachdem dieser den Wunsch Kollerers nach einem baldigen Kriegsende mitgehört hatte. Auf Befehl der Gestapo musste Kollerer sofort nach Leimen zurückkehren - am 31. März wurde er dann in der Nähe von Sinzheim an einem Waldrand aufgefunden, durch Genickschuss getötet. Das Grab von Heinrich Kollerer befindet sich auf dem Bensheimer Friedhof Mitte.
Ehemalige hessische Gestapozentrale in Bensheim
Nach der Bombadierung der Zentrale der hessischen Gestapozentrale in Darmstadt im September 1944 wurde sie nach Bensheim in die ehemalige Taubstummenschule Ecke Darmstädter Straße / Kirchbergstraße verlegt. 30 - 40 Beamte leiteten von hier aus die Außenstellen in Hanau, Mainz, Gießen und Darmstadt. Zwischen 100 und 200 Angehörige verschiedener Nationen wurden hier verhört und gefoltert. Unter ihnen war ein amerikanischer Kriegsgefangener, der nach seiner Vernehmung Mitte Februar 1945 von zwei Gestapo-Beamten im Wald ermordet wurde; zwei weitere Amerikaner wurden am 24. März 1945, dem Tag der Auflösung der Dienststelle, von der Gestapo im Garten hinter der Gestapozentrale ermordet und dort verscharrt.
Am selben Tag ermordete die Bensheimer Gestapo 12 Menschen am Kirchberg.
Wegen dieser Kriegsverbrechen wurden der Chef der Dienststelle, Richard Fritz Gierke, sein Stellvertreter Heinz Hellenbroich sowie die beiden Gestapobeamte Raaf und Staatmann im März 1947 von einem amerikanischen Militärgericht zum Tod durch den Strang verurteilt und im Oktober 1948 hingerichtet (Weitere Informationen im Büchlein "3 Tage fehlten zur Freiheit" und in der Broschüre "Ergänzungen zum Antifaschistischen Wegweiser Bensheim 1933-1945, Teil 2)
Jakob Kindinger
Im November 1995 wurde im Beisein des damaligen Bürgermeisters Georg Stolle an der Kreuzung Wilhelm-Kilian-Straße / Jakob-Kindinger-Straße in den "Kappesgärten" ein Gedenkstein für den Bensheimer Widerstandskämpfer Jakob Kindinger enthüllt. Der Text auf dem Stein, dessen Aufstellung auf die Initiative des früheren Bensheimer Gewerkschaftssekretär Gert Helbling zurückgeht: "Der Widerstandskämpfer Jakob Kindinger (1905 - 1986) war als Gewerkschafter und Kommunist 10 Jahre in Haft, davon 7 Jahre als KZ-Häftling in Buchenwald. Unter Einsatz seines Lebens bewahrte er Mithäftlinge vor dem Tod. Nach der Befreiung war er Gewerkschaftssekretär und Stadtverordneter in Bensheim."
2020 fand der Grabstein von Jakob Kindinger zusammen mit einer Gedenktafel einen Ehrenplatz an der Mauer des Hauptverbindungswegs auf dem Bensheimer Friedhof Mitte. Vorausgegangen war eine jahrelange Diskussion über den Erhalt der Grabstätte des Widerstandkämpfers, die vom DGB Bensheim initiiert worden war.
Massengrab sowjetischer Kriegsgefangener
Im nördlichen Teil des Auerbacher Soldatenfriedhofs befindet sich unter einer Gedenktafel ein Massengrab, in dem 385 sowjetrussische Soldaten begraben sind. Diese Soldaten waren während des Krieges in der als Lazarett dienenden Heil- und Pflegeanstalt in Heppenheim gestorben. Die Toten wurden zunächst noch in Einzelgräber auf dem städtischen Friedhof beigesetzt, später warfen die Nationalsozialisten die Leichen jedoch in ein Massengrab in der Heppenheimer Tuchbleiche. Im Laufe der Zeit wurde dieses Massengrab in eine Schutthalde verwandelt. Nach dem Kriege mussten die führenden Heppenheimer Nazis die Toten ausgraben und einzeln beisetzen. 1957 wurden die Soldaten schließlich von Heppenheim nach Auerbach umgebettet.
Ermordung des Zwangsarbeiters Jan Rogacki
Am 1. Oktober 1942 wurde der polnische Zwangsarbeiter Jan Rogacki im Wald bei Fischweiher/Heppenheim durch ein Hinrichtungskommando der Gestapo Darmstadt im Beisein von weiteren Polen erhängt. Er war beschuldigt worden, sich einem acht Jahre alten Mädchen unsittlich genähert zu haben, was er abstritt. Die Hinrichtung erfolgte ohne Gerichtsverfahren und Gerichtsurteil.
(Mehr Informationen unter https://arbeitsplattform.bildung.hessen.de/netzwerk/geschichtswerkstatt/rogacki/gesamtmanuskript.pdf)
Zum Gedenkstein gelangt man auf einem steil ansteigenden Waldweg neben der Bushaltestelle "Fischweiher" nach etwa 300 m.
Martin-Buber-Haus in Heppenheim
Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber zog 1916 mit seiner Frau Paula und seinen zwei Kindern in das Haus an der Ecke Werlestraße-Graben. Hier entstanden bedeutende Werke Martin Bubers, z.B. "Ich und Du" und der erste Teil seiner Bibelübersetzung. Ab 1922 fuhr Buber regelmäßig zur Erfüllung von Lehraufgaben nach Frankfurt. Im Frühjahr 1938 mussten die Bubers auf Grund der nationalsozialistischen Verfolgung nach Palästina emigirieren. Zurückgelassene Möbel und Teile seiner Bibliothek wurden in der Reichspogromnacht zerstört oder gestohlen. Weil Buber die Rechnung für den Vandalismus nicht bezahlen konnte, wurde das Haus gepfändet.
1941 ging das Haus in den Besitz des Kreises Bergstraße über - 1976 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Heute hat der Internationale Rat der Christen und Juden seinen Sitz im Martin-Buber-Haus.
Ehemalige Synagoge in Heppenheim
An der Ecke Starkenburgweg - Bensheimer Weg erklärt eine Gedenktafel:
"- Zur Erinnerung an die Heppenheimer Synagoge
- Sie stand inmitten des Gartens oberhalb der Mauer
- Gestiftet 1897 von den nach London ausgewanderten Söhnen des Baruch Hirsch, Vorsteher der jüdischen Gemeinde
- Entwurf von Prof. Heinrich Metzendorf
- Zerstört am 10. November 1938 nach der Pogromnacht
- Am 30. Januar 1933 zählte die jüdische Gemeinde 113 Mitglieder
- 24 Juden sind Opfer der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus geworden
- Die Überlebenden sind in alle Welt zerstreut
- Die Bürger der Stadt Heppenheim 10. November 1988"
Auf einer Zusatz-Tafel "Im Gedenken an die Ermordeten" werden 29 Namen ehemaliger Heppenheimer Juden genannt.
Stadthaus Heppenheim: Die Familien Mainzer
Das 1906 nach den Plänen des bekannten Architekten Heinrich Metzendorf erbaute Kaufhaus Mainzer in der Friedrichstraße - dem heutigen Stadthaus der Stadtverwaltung Heppenheim - wurde von den jüdischen Brüdern Jakob und Berthold Mainzer betrieben.
Jakob Mainzer und seine Frau Berta wurden im Januar 1943 in Auschwitz ermordet, ihre Kinder Richard, Hildegard, Wilhelm und Fritz haben überlebt – sie flüchteten nach Kuba, USA, China und Südafrika.
Berthold Mainzer ist im Juli 1940 in „Schutzhaft„ im Darmstädter Gefängnis „gestorben„. Seine Frau Johanna und ihre Kinder Georg und Rudolf flüchteten nach Südamerika, Johannas Tochter Lotte in die USA.
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.stolpersteine-heppenheim.de/. Noch mehr Informationen bietet eine ausgezeichnete, sehr detailiierte Dokumentation über die Familien Mainzer auf der Empore des Stadthauses, die während der Öffnungszeiten des Stadthauses angesehen werden kann.
KZ Außenlager Heppenheim
Nahe des Bahnhofs auf dem heutigen Gelände des Holzgroßhandels Beka wurde ab Mai 1942 ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau eingerichtet; es wurde im Juli 1943 dem Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im Elsass unterstellt.
Von anfänglich etwa 20 Häftlingen blieb ihre Anzahl von Anfang 1944 bis zur Auflösung des Lagers bei etwa 60 Mann – Franzosen, Deutsche, Polen, Russen, Tschechoslowaken und Luxemburger, die meisten von ihnen politische Häftlinge. Die Häftlinge mussten ab 1943 hauptsächlich in der „TROKOFA“ (Trockenkonservenfabrik) arbeiten, nachdem sie die Betriebanlagen aufgebaut hatten. Dort wurden Gemüse, Obst und Kräuter verarbeitet – vor allem Paprika, weshalb das Lager von vielen Heppenheimern „die Paprika“ genannt wurde. Nutznießer war die „Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung GmbH“, die dem SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt WV1 in Berlin unterstellt war.
Trotz Nässe und Kälte in der Fabrik waren die Überlebensbedingungen besser als in den übrigen Lagern: Die Bearbeitung von Gemüse und Obst erlaubte eine Versorgung mit gesunder Nahrung – natürlich illegal. Die Gefahr einer Rückverlegung in die berüchtigten Stammlager bestand aber immer.
Am 23. März 1945 wurde das Lager evakuiert – wegen Flucht einiger Häftlinge während ihres Marsches wurden die übrigen Gefangenen im Odenwald mit ihrer Ermordung bedroht. Die Häftlinge des KZ-Außenlagers Bensheim-Auerbach kamen hinzu und gemeinsam erreichte man über Michelstadt, Beerfelden, Eberbach, dem KZ-Außenlager Neckarelz Schwäbisch Hall. Von hier wurden die Gefangen in Eisenbahnwaggons zum KZ Dachau und dann zusammen mit weiteren KZ-Häftlingen zum Außenlager München-Riem gebracht: Während des Bombardements der Alliierten mussten die Häftlinge hier das zerstörte Flugfeld des Flughafens reparieren – es gab viele Tote. Nach weiterem Marsch wurden die Gefangenen schließlich am 4. Mai in Tegernsee/Hausham durch die Amerikaner befreit.
Erinnerungsstätte Tonwerk Heppenheim
Im Neubaugebiet Gunderslache, westlich des Hauses Herbert-Haydin-Str. 26, erinnert die Gedenkstätte „Tonwerk Heppenheim“ an Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, die unter grausamen Arbeits- und Lebensbedingungen Ziegel herstellen mussten. Der Transport des Rohmaterials aus den Tongruben zum Ziegelwerk musste mit schweren Loren bewerkstelligt werden.
Vitos-Klinik: Gedenken an "Euthanasie"-Opfer
Die runde Gedenkplatte wurde beim Umzug der Vitos-Klinik von der ehemaligen Heppenheimer „Heil- und Pflegeanstalt“, deren Gebäude heute noch an der Ecke B3-Erbacher Tal stehen, zum neuen Standort südlich vom Kreiskrankenhaus versetzt. Sie erinnert dort im Foyer an die Geschehnisse in der NS-Zeit:
„1940 begann in Hessen der unter der Bezeichnung „Euthanasie“ bekanntgewordene Massenmord an mehr als 10.000 Kranken und geistig Behinderten.
Im Februar 1941 wurde eine Sammelanstalt für jüdische Patientinnen und Patienten in der Heil- und Pflegeanstalt Heppenheim eingerichtet. Über 100 Jüdinnen und Juden aus Baden und Hessen, darunter 19 Heppenheimer Kranke, wurden von hier in den Tod deportiert.
Von Februar bis April 1941 wurden 134 Frauen und 153 Männer in die „Euthanasie“-Zwischenanstalten Eichberg, Weilmünster und Scheuern verlegt. Fast alle wurden kurz darauf in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet, weil die Rassenideologie der damaligen Zeit sie für „lebensunwert“ hielt.
Im Sommer 1941 wurde das Krankenhaus in ein Lazarett für französische und russische Kriegsgefangene umgewandelt. Insbesondere die russischen Soldaten erhielten schlechte Ernährung und unzureichende Pflege. Dies führte bei vielen zu qualvollem Leiden und vorzeitigem Tod.“ Die Leichen der gestorbenen russischen Kriegsgefangenen wurden nach dem Krieg auf dem Auerbacher Soldatenfriedhof beerdigt.
Gedenktafel in Lorsch
Im Beisein des Landesrabbiners Prof. Dr. Ernst Roth wurde im November 1982 in der Lorscher Schulstraße eine Mahntafel mit folgendem Text enthüllt: "Dem Andenken der jüdischen Bürger unserer Stadt - Zur Erinnerung an die Synagoge der jüdischen Gemeinde Lorsch, die am 10. November 1938 zerstört wurde." Allerdings stand die Lorscher Synagoge nicht an diesem Ort, sondern in der Bahnhofstraße. Sie wurde in der Reichspogromnacht in Brand gesteckt und ihre noch vorhandenen Mauern später abgebrochen.
Gedenkstätte KZ Osthofen
Im Mai 2004 wurde in der Gedenkstätte KZ Osthofen eine neue Dauerausstellung eröffnet.
Im Mitelpunkt dieser Austellung stehen hierbei das Konzentrationslager Osthofen (in das die Nationalsozialisten auch Verfolgte von der Hessischen Bergstraße einsperrten) und das Sonderlager / KZ Hinzert bei Trier. Neben diesen beiden Schwerpunktsbereichen gibt die neue Ausstellung zahlreiche Einblicke in den Themenbereich "Widerstand und Verfolgung". Dort wird vor allem an Opfergruppen, ihre Ausgrenzung, Deportation und Ermordung, aber auch an Täter und ihre Rolle im NS-System erinnert.
Kurze Informationsfilme, Hörstationen, ein computergesteuerter Kartenraum, Vitrinen, Informationstafeln und ein Raum, der speziell der Schriftstellerin Anna Seghers und ihrem für Osthofen bedeutungsvollen Roman "Das siebte Kreuz" gewidmet ist, geben Gelegenheit, sich auf unterschiedliche Weise dem Thema zu nähern.
NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz
Gedenkstätte KZ Osthofen
Ziegelhüttenweg 38
67574 Osthofen
Tel.: 06242 - 910810
Internet: www.ns-dokuzentrum-rlp.de
E-Mail: info@ns-dokuzentrum.rlp.de
Öffnungszeiten:
Mo, Di, Do, Fr 9-12 Uhr und 13-17 Uhr
Mi 9-12 Uhr
Wochenende/Feiertage 13-17 Uhr