Synagoge und jüdisches Museum in Darmstadt

Führung durch die Darmstädter Synagoge und das Museum der jüdischen Gemeinde

Der Verein „Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge“ lädt am Sonntag, 18. März, 15 Uhr, zur Besichtigung der neuen Darmstädter Synagoge und des Museums in der Wilhelm-Glässing-Straße 26. Die Führung übernimmt Ingeborg Lea Nahmany, Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde Darmstadt.

Die Synagoge ist am 9. November 1988, exakt 50 Jahre nach der Zerstörung der früheren Darmstädter Synagogen, eingeweiht worden – im Wesentlichen ein Geschenk der Stadt Darmstadt und etlicher engagierter Bürger. Mit der neuen Synagoge begann auch eine neue Epoche für die Jüdischen Gemeinde: Sie bekräftigte damit, in Darmstadt stärker Wurzeln schlagen zu wollen.

Der Frankfurter Architekt Alfred Jakoby hat das Konzept einer Synagoge sehr gelungen umgesetzt, die nicht nur eine Gebetsstätte sein soll, sondern auch ein großes Haus, in dem die jüdische Gemeinde zu vielfältigen Aktivitäten zusammenkommt. Der Gebetsraum steht als Kuppelbau im Zentrum des Gesamt-Gebäudes. Die Details dieses Raums werden bei der Führung ausführlich vorgestellt: der Thoraschrein mit den Thorarollen, aus denen während des Gottesdienstes vorgelesen wird, das Vorlesepult (Bima), die Frauenempore und vieles mehr. Bemerkenswert sind auch die großflächigen bunten Glasfenster, die der britische Glaskünstler Brian Clarke entworfen hat. Die rot-gelben Fenster stehen für die Leiden des jüdischen Volkes, die blau-weißen versinnbildlichen die neue Hoffnung nach der Shoa. Der Gebetsraum wird von den übrigen Räumen des Gemeindezentrums (Gemeindesaal, Seminar- und Unterrichtsräume, Büros u.a.) umschlossen.

Im ersten Stock des Gebäudekomplexes wurde ein Museum mit Gegenständen eingerichtet, die einen direkten Bezug zur jüdischen Gemeinde Darmstadt haben. Etwa jenes kleine farbige Glasfenster: Kinder hatten es am Morgen nach der Pogromnacht 1938 in den Trümmern der ehemaligen Synagoge in der Bleichstraße entdeckt, mit nach Hause genommen und auf dem Speicher versteckt. Dort wurde es Jahrzehnte später wiedergefunden und der jüdischen Gemeinde zurückgegeben. Oder jener angesengte Überrest der Thorarollen: Sie waren von den Nationalsozialisten ins Feuer geworfen worden und entgingen doch der vollständigen Vernichtung. Aber das Museum erinnert nicht nur an die Verfolgung während des Naziregimes, sondern es gibt Zeugnis von 200 Jahren jüdischen Lebens in Darmstadt. Kultgegenstände werden genauso gezeigt wie eine Vielzahl von Fotos und Dokumenten; eindrucksvoll auch der Schreibsekretär mit einem Aufsatz in Gestalt von Thorarollen, den die jüdische Gemeinde dem Erbprinzen Ludwig 1804 zu seiner Hochzeit schenkte. Ausgestellt ist auch die Original-Palette des großen expressionistischen Malers Ludwig Meidner, der nach dem Krieg aus der Emigration in England nach Darmstadt kam und dort bis zu seinem Tod lebte. Alles in allem vermittelt das Museum grundlegende Kenntnisse zur jüdischen Geschichte und Tradition, die heute leider weitgehend in Vergessenheit geraten sind.

Zur Teilnahme an der Führung ist eine telefonische Anmeldung unter 06251-72171 oder 06251-76153 erforderlich. Treffpunkt zur Fahrt mit Privat-PKW ist der Melibokus-Parkplatz um 14 Uhr. Die Führung wird ca. 1 ½ Stunden dauern.
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