Führung über den jüdischen Friedhof in Alsbach

Erinnerung an jüdische Kultur in unserer Umgebung - Führung über den Alsbacher Judenfriedhof in Alsbach

Der Verein „Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge“ lud für 27. August (Sonntag) zu einem Gang über den größten jüdischen Landfriedhof Hessens in Alsbach ein. Der frühere Alsbacher Gemeindepfarrer Johannes Mingo vermittelte hierbei viele Details zur Geschichte des Friedhofs, zu den Gräbern, Grabsteinen und ihren Symbolen und den jüdischen Beerdigungsriten.
Die Existenz des Alsbacher Judenfriedhofs ist verbürgt seit dem Jahr 1616. Er diente mehr als 2000 Juden aus 32 Ortschaften der näheren und weiteren Umgebung als zentrale Beerdigungsstätte. Das Gebiet reichte von Eberstadt über Pfungstadt, Gernsheim, Zwingenberg, Lorsch und Auerbach, Bensheim, Heppenheim bis nach Reichenbach. Da jüdische Gräber nach jüdischer Sitte nicht erneut belegt werden dürfen, sind diese Grabstätten mit ihren zum Teil uralten Grabsteinen wie ein offenes Geschichtsbuch. Als orthodoxer Friedhof zeigen die Grabmale – mit sehr wenigen Ausnahmen – keine Schmuckelemente. Grabsteine mit dem Symbol der segnenden Hände weisen die Beerdigten als Anhänger der Kohanim aus, die verantwortlich für die Opferdarbringung im Tempel und den Priestersegen waren; das Symbol der Kanne schmückt die Grabsteine der Leviten, die sich um die kultische Reinheit im Tempel kümmerten. Einige Grabsteine zeigen das Symbol der zionistischen Bewegung im ausgehenden 19. Jahrhundert – den Davidstern.

Pfarrer Mingo berichtete bei seinem Rundgang auch von den jüdischen Beerdigungsriten, insbesondere von den Beerdigungsbruderschaften. Weitere Stationen des Rundgangs waren die Trittsteine an der äußeren Friedhofsmauer, aber auch der Gedenkstein für den berühmten Rabbi Samuel Bacharach aus Worms, der in Alsbach beerdigt wurde, und die Gedenktafel zur Erinnerung an die Friedhofsschändung während der Reichspogromnacht 1938 durch die Nationalsozialisten. Die Gräber des Bankiers Julius Bauer und seiner Frau Hedwig aus Bensheim wurden gleichfalls aufgesucht – sie gehören zu den letzten auf dem Friedhof angelegten Grabstätten.

„Die Führung über den Alsbacher Judenfriedhof in Erinnerung an die früheren jüdischen Bürger unserer Gemeinden und ihre Kultur soll die Bedeutung von Toleranz, friedvollem Miteinander von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen verdeutlichen“, so Dr. Fritz Kilthau, Vorsitzender des Vereins „Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge“.

Um die vielen Informationen zum Alsbacher Judenfriedhof nochmals in Ruhe nachlesen zu können, konnte nach der Führung eine von Pfarrer Johannes Mingo und Dr. Fritz Kilthau erarbeitete Broschüre über den Alsbacher Judenfriedhof erworben werden. Eine ausführliche Publikation über die Bensheimer Bankiersfamilie Bauer wurde gleichfalls angeboten.

i Führung über den Alsbacher Judenfriedhof
Sonntag, 27. August, 15 Uhr
Treffpunkt: Eingang des Judenfriedhofs Alsbach „In der Pfarrtanne“ südlich von Lidl
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