"Die seltenen Gerechten"

Pressemitteilung des SPD Ortsvereins Zwingenberg

„Die Seltenen Gerechten“
Mainzer Kulturbürgermeister Dr. Anton Maria Keim spricht zur
Zwingenberger Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus am 9. November 2004

„Die Seltenen Gerechten“ ist das Thema der diesjährigen Gedenkfeier in Zwingenberg für die Opfer des Nationalsozialismus. Auf Einladung der Zwingenberger SPD wird der langjährige Mainzer Bürgermeister, Kultur- und Schuldezernent der Stadt Mainz, Dr. Anton Maria Keim, am Dienstag, 9. November, um 19:00 Uhr in der Remise am Zwingenberger Alten Amtsgericht die Gedenkansprache halten.
Dr. Anton Maria Keim spricht auf Einladung der Zwingenberger SPD, die seit 20 Jahren alljährlich am 9. November mit einer Veranstaltung an die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte erinnert.
SPD-Vorsitzender Dr. Klaus Schröter und Zwingenbergs Bürgermeister Dieter Kullak werden die Gedenkfeier eröffnen. Sie schließt mit einer Schweigeminute an der Gedenktafel im Rathaushof ab.

„Wenn wir uns nicht erinnern, wer dann?“ Moritz Neumann, der Landesvorsitzende der jüdischen Gemeinden in Hessen, beantwortete diese Frage wie folgt: „Es ist die Aufgabe der Überlebenden, der Nachwelt Zeugnis abzulegen“. Zeugnis über diese Zeit, in der eine von staatlichen Organen geplante, angeordnete und gelenkte Vernichtungspolitik Millionen Andersgläubige, politisch Andersdenkende, Behinderte und Minderheiten an Leib und Leben bedrohten.“ Die von den Nazi-Herrschern angeordnete „Endlösung der Judenfrage“ führte zur Ausrottung der mittel- und osteuropäischen jüdischen Gemeinden. Nur einigen wenigen von ihnen gelang das Überleben, mit engagierter, tatkräftiger Hilfe und Unterstützung einzelner tapferer, wagemutiger Helferinnen und Helfer, die dabei selbst ihr Leben aufs Spiel setzten.

In Israel, in der Gedenkstätte Yad Vashem für die Opfer des Holocaust, werden die Menschen als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt, die jüdischen Mitmenschen halfen, als diese von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Den Helfern, die in einer Zeit der Unmenschlichkeit den Mut aufbrachten, menschlich zu handeln, wurde in Yad Vashem ein Denkmal gesetzt.

Der langjährige frühere Mainzer Bürgermeister, Kultur- und Schuldezernent Dr. Anton Maria Keim ist Schicksalen nachgegangen und hat in seinem Buch „ Die Judenretter aus Deutschland“ den Helferinnen und Helfern ein literarisches Denkmal gesetzt.
Der 1928 in Mainz geborene Kulturpolitiker hat den Aufstieg und den Fall des „Dritten Reiches“ hautnah erlebt. Noch in den letzten Kriegstagen 1945 musste er sich als 17jähriger vor den Nazi-Machthabern verbergen, um so der Verhaftung zu entgehen. Er hat zahlreiche weitere Beiträge insbesondere zur deutsch-jüdischen Geschichte veröffentlicht, darunter über die Mainzer Exil-Schriftstellerin Anna Seghers. Dr. Keim ist Träger des Leo-Baeck-Preises des Zentralrats der Juden in Deutschland und weiterer internationaler Auszeichnungen. Als Mainzer Kultur-Bürgermeister hatte Dr. Keim persönlich den Ankauf der Original-Gutenberg-Bibel ermöglicht, die heute das Herz des Mainzer Gutenberg-Museums darstellt. Die Gründung des Mainzer Museums für antike Schifffahrt, mit Teilen der in Mainz bei Ausschachtungen gefundenen Schiffen aus Cäsars Rheinflotte, beruht ebenfalls auf seiner Initiative.

Der über neunzigjährige Pfarrer Horst Symanowski, aus Mainz, ist ein „Gerechter unter den Völkern“. Vor einem Jahr wurde ihm und posthum seiner verstorbenen Frau Isolde aus der Hand des israelischen Botschafters in Deutschland, Shimon Stein, dieser Ehrentitel verliehen. Das Pfarrerehepaar hatte in der Nazi-Zeit in Königsberg als Mitglieder der „Bekennenden Kirche“ zahlreiche Juden versteckt und sie so vor der Ermordung bewahrt. Dr. Anton Maria Keim würdigte in seiner Laudatio im Sitzungssaal des Mainzer Rathauses die Zivilcourage des Pfarrerehepaares. Zu der Ehrung in Mainz waren auch Zwingenbergs SPD-Stadtrat Hanns Werner und Dr. Fritz Kilthau, der Vorsitzende des "Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge e.V." eingeladen. Pfarrer Symanowski hatte am 9.11.1987 zum Anlass der damaligen Zwingenberger Gedenkveranstaltung eine sehr beeindruckende Rede gehalten.

Die Zwingenberger SPD lädt alle interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Zwingenberg und Umgebung herzlich zur Gedenkveranstaltung am 9.11.in die Remise am Alten Amtsgericht ein.

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