Israelische Tänze

Artikel des "Bergsträßer Anzeiger" vom 15. Juli 2013

Fröhliche Tänze wie bei einem jüdischen Fest
Ferienspiele: Der Arbeitskreis Synagoge ermöglichte den Kindern Einblicke in die Kultur Israels

Zwingenberg. "Tänze der leichten Art" und israelische Tänze waren Thema der Ferienspiele, die der Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge angeboten hat. Teilnehmen konnten Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. Unter insgesamt 18 Veranstaltungen der Ferienspiele der Vereine war es eine, die die musisch-kreative Richtung der Kinder ansprach und zudem den Einblick in eine andere Kultur vermittelte.
Kursleiterin Manja Altenburg animierte die Gruppe, und alle stellten sich im Kreis auf. Kurz erklärte sie die einzelnen Schritte des ersten Tanzes. Schnell zogen sich die Kinder die Schuhe aus und stellten sich barfuß in der Mitte des Raumes auf. Schon gespannt warteten die Kinder, wie es jetzt weitergehen würde. Das Eis war schnell gebrochen, dafür hatte die Kursleiterin ein gutes Händchen - und fast hätte man den Eindruck gewinnen können, dass die Gruppe schon länger miteinander übt.
Die Idee, israelische Tänze erstmals im Rahmen der Ferienspiele anzubieten, entstammte einem früheren Zusammentreffen zwischen Altenburg und dem Zwingenberger Verein. Altenburg ist selbst Jüdin und kommt von der Agentur für jüdische Kulturvermittlung, Mannheim/Heidelberg. Dort arbeitet sie mit Esther Graf zusammen, die beide die Gebräuche und jüdische Kultur als solche anderen Menschen näherbringen möchten. Das Judentum in Deutschland lebe und das jüdische Leben biete heute eine bunte Vielfalt, wie es sie seit 1945 in der Form nicht mehr gegeben habe, urteilen beide.

Eine ganz andere Schrift

"Es gibt auch heute noch einige Klischees, wie Juden aussehen und welche Bräuche sie pflegen", bekamen die Kinder ganz zu Anfang erklärt. Die Gruppe erfuhr an diesem Nachmittag nicht nur etwas über Tänze, es ging am Rande sogar um die hebräische Schrift. "Die sieht natürlich ganz anders aus wie eure Schrift", erklärte die Kursleiterin.
Ebenso erfuhren die Kinder etwas zum Thema Synagoge. Dass es ein solches Gebäude sogar noch in Zwingenberg gibt, dürfte die jungen Ferienspielteilnehmer durchaus überrascht haben. "Das Judentum ist die älteste Religion, die wir kennen. Auf ihr begründen sich auch die beiden anderen großen Weltreligionen, das Christentum und der Islam", lernte die Gruppe dabei.
"Wenn Ihr die Tänze, die Ihr heute lernt, tanzen könnt, dann könnt Ihr bei jedem jüdischen Fest auch in einem ganz anderen Land mittanzen", erklärte Altenburg, während sich die Kinder zum nächsten Tanz im Kreis aufstellten. Frei nach dem Motto "Tanzen verbindet uns alle" ging es gleich weiter im Programm. Unter anderem zeigte sie den Kindern, wie man als Gruppe zusammen "Rikudei Am", übersetzt "Tänze des Volkes", tanzt. Mal waren es eher langsame Takte, nach denen getanzt wurde, es gab aber auch Tänze, die eher an Popmusik erinnerten. Zwischendurch standen für die Kinder Getränke und Knabbereien auf einem Tisch bereit. Das Angebot wurde gerne angenommen. Dazu bekamen die Teilnehmer einen Glückskäfer aus Schokolade geschenkt.
Die beiden Wissenschaftlerinnen Altenburg und Graf sprechen mit ihrer "Agentur für Jüdische Kulturvermittlung" unter anderem Vereine, Forschungseinrichtungen, Museen, Universitäten und Volkshochschulen an. Auf diesem Weg entstand auch die Verbindung zum Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge. Irgendwann entstand dann der erste Gedanke, dass man das Thema einmal im Rahmen der Ferienspiele anbieten und kindgerecht aufarbeiten könne. So kam es zum erstmaligen Angebot "Tänze der leichten Art".

Als Jüdinnen hatten es Graf und Altenburg immer so empfunden, dass Jüdisches sehr abstrakt und wenig lebendig dargestellt werde, quasi, als ob sich alles 'hinter Vitrinen' abspiele, formulierte es Altenburg einmal. Mit ihrem Engagement wollen sie der jungen Generation zeigen, dass es durchaus noch eine jüdische Kultur in Deutschland gebe. cf

© Bergsträßer Anzeiger, Montag, 15.07.2013
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